Nicht nur hören, sondern fühlen

Das «Vorzeigeorchester» des St.Galler Blasmusikverbandes konzertierte in St.Peterzell. Das Niveau war hoch. 

58 Musikantinnen und Musikanten aus den Regionen Toggenburg, Uzwil, ennet dem Ricken, dem Rheintal oder der Stadt St.Gallen fanden sich zum Projekt «SGBV Blasorchester» des St.Galler Blasmusikverbandes (SGBV) zusammen. Dirigiert wurde das am Sonntag in St.Peterzell stattgefundene Konzert von Niki Wüthrich. 

Etwas mehr als eine Stunde vor Konzertbeginn bringt Wüth­rich die letzten Korrekturen an, lässt die Musikantinnen und Musikanten wissen, wie das Stück «Fanfare Exuberante» vom japanischen Komponisten Satoshi Yagisawa nach seinen Vorstellungen erklingen soll. Das Orchester spielt. Nach ein paar Takten bricht Wüthrich ab, singt die Stelle vor, lässt die Orchestermitglieder sie auch singen. Nochmals hebt er den Taktstock an, nochmals erklingen die entsprechenden Takte. Wüth­rich zeigt sich nun zufrieden. 

Die Musikliteratur im Flugzeug studiert 

«Mega happy» ist er zweieinhalb Stunden später nach Ende des Konzerts. «Was die Musikantinnen und Musikanten nach so kurzer Zeit geschafft haben, ist einfach super», sagt er. Ihm ist anzusehen, dass es Spass gemacht hat, was sich auch auf die Musizierenden übertragen hat. Zwei Personen, die zu diesem Erfolg beigetragen haben, vergisst er nicht: Daniel Zeiter und Phil Dold. Sie haben die Probearbeit übernommen, die er nicht wahrnehmen konnte. Dass Niki Wüthrich dieses Konzert dirigieren soll, wusste er selber erst seit rund einem Monat. 

Die Literatur ausgesucht und sich auf das Konzert vorbereitet hat sich ursprünglich Beat Brunner. Brunner, Mitglied der Musikkommission des SGBV, leitet seit einigen Jahren das Projektblasorchester des SGBV. Da er einen Hörsturz erlitten hatte, war es ihm nicht möglich, die Schlussproben und das Konzert zu leiten. Obwohl Niki Wüth­rich noch zwei Wochen in Australien weilte und weitere musikalische Verpflichtungen hatte, entschieden sich die Verantwortlichen, ihm die Aufgabe zu übertragen. 

Demnach studierte der Musiker, der die Stadtmusik St.Gallen dirigiert, auf dem Flug von Zürich nach Melbourne die Musikliteratur, machte sich mit den Partituren vertraut. Mit Ausnahme von «The Lord Of The Rings» von Johan de Meij waren ihm die Stücke nicht bekannt. Auf dem iPad habe er sich die Titel angehört, seine Notizen gemacht und diese dann für die Probearbeit verwendet.

Musikalisch gefordert über Vereinsgrenze hinaus

Das Blasorchester wird jährlich im Herbst als Projekt durch den St.Galler Blasmusikverband im Weiterbildungsprogramm angeboten. Ambitionierte Musikantinnen und Musikanten von Vereinen aus dem Kanton St.Gallen finden eine Möglichkeit, sich musikalisch zu engagieren und gemeinsam in kurzer Zeit ein anspruchsvolles Konzertprogramm zu erarbeiten. Markus Meier, Präsident des St.Galler Blasmusikverbandes, sagt: «Das ist unser Vorzeigeorchester. Hier finden Musikantinnen und Musikanten, die etwas mehr machen wollen, ideale Bedingungen». Zudem ist es eine gute Gelegenheit sich kameradschaftlich über die Vereinsgrenzen hinaus kennen zu lernen und einen regen Erfahrungsaustausch zu pflegen. Nach dem Konzert war sicht- und hörbar, dass dieser Austausch, dieses Zusammensein Früchte getragen hatte. 

Als Zugabe ein Marsch, der überrascht

Am Sonntagmorgen, in der gut besetzten Mehrzweckhalle in St.Peterzell, zeigten die Musikantinnen und Musikanten, was sie seit dem 17. August im Selbststudium, in den Registerproben und in der Gesamtprobe von Donnerstag bis Sonntag eingeübt hatten. Die zahlreich anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörer waren ausnahmslos angetan vom Programm und vom Gehörten. «Abram’s Pursuit» von David R. Holsinger ist ein technisch sehr anspruchsvolles Stück mit rasanten Tempi. «A Springtime Celebration» von Alfred Reed ein beliebtes und oft gespieltes Werk welches in der 1. Stärkeklasse eingereiht ist. Es stellte höchste Anforderungen an das Orchester. Lukas Triebelhorn, der die Moderation übernommen hatte, erklärte die Werke mit Detailbeschreibungen, wie auch bei «Be Thou My Vision» von David R. Gillingham. 

Er wusste das Stück genauso zu beschreiben, dass die düsteren Tag Irlands im Mittelalter nicht nur hörbar, sondern fühlbar wurden. Mit «His Honor» von Henry Fillmore setzte das Orchester einen Schlusspunkt mit einem besonderen Marsch, den das Publikum durchaus begeisterte. (pd/lis) ©Toggenburger Tagblatt 22.10.19

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