Solistenparade mit der Stadtmusik Zürich
Der Titel des jüngsten Unterhaltungsprogrammes der Stadtmusik Zürich „Grand Grand Soloists“ ist der humoristischen Komposition „Grand Grand Overture“ des britischen Altmeisters Malcolm Arnold von 1956 entlehnt. Die Stadtmusik spielte Arnolds Ouvertüre über das Wochenende am Samstag Abend und am Sonntag Nachmittag zweimal im gut besetzten Altstetter Theater Spirgarten.
Der grossbesetzte Verein – immerhin waren 68 Ausführende auf der fast zu kleinen Spirgarten-Bühne – verfügt über eine beachtliche Anzahl von eigenen Solistinnen und Solisten, die da ausgiebig zum Zug kamen; man besann sich somit ausschliesslich auf eigene Kräfte und verzichtete auf externe Gaststars ebenso wie auf ein überbordendes Kostümfest. Eine Solistenparade ist für das Publikum immer attraktiv – kleine Umbauten und immer wieder neue Klänge folgten sich Schlag auf Schlag, wohltuend mit bisweilen verschmitztem Humor moderiert durch den Ansager Oliver Schärli.
Nach dem quirligen „Opener“ „Ride“ von Samuel Hazo spielte die ausgezeichnet disponierte Stimmführerin der Klarinetten, Annemarie Stoessel, das Solostück „Immer kleiner“ und zeigte, dass man auch mit einem nach und nach verkleinerten Instrument grossartig spielen kann. Die Soloeinlagen folgten sich danach Schlag auf Schlag: Für die „Volksmusik-Fraktion“ das Euphonium-Duett „Zwei lustige Vagabunden“, die Originalkomposition von James L. Hosay „Got it? Flaut it!“ für die Querflötengruppe – eine komplexe Angelegenheit, mit einer längeren Solopassage des Elektrobasses, die etwas schummrig wirkte –, ein Arrangement des Dirigenten Niki Wüthrich über Hoagy Carmichaels „Stardust“ für Horn-Solo und schliesslich wiederum eine Orginalkomposition mit dem Titel „Slidestream“ des Ostschweizer Posaunisten Gilbert Tinner für das Posaunenquartett der Stadtmusik. Arnolds „Grand Grand Overture“, die den ersten Konzertteil beschloss, komponiert für drei Staubsauger, einen Blocher und Orchester, wurde lustig und bisweilen gewollt etwas makaber inszeniert.
Philip Sparkes knapp 10-minütiges und schwieriges Arrangement „Queen Symphonic Highlights“, das den zweiten Teil eröffnete, stellte einen echten Prüfstein für die Stadtmusik dar – das zeigte sich etwa in einzelnen Holzbläser-Passagen, die ungenau daher kamen. Insgesamt eine schöne Leistung, die für eine konzertante Aufführung noch einen Feinschliff nötig hätte. Der ausgezeichnete Klarinettensatz setzte sich erneut in Szene mit Mario Bürkis „Latin Woods“ für Klarinettenquartett und Blasorchester. Ebenso brillierte das Saxofonregister im Stück „Early Autumn“, einem Arrangement des Spielers Marcel Fehr mit einem ausgedehnten Vibraphon-Solo im Mittelteil. War die Balance zwischen Solisten und Band meist ausgeglichen, blieb leider in Erroll Garners „Misty“ der Solo-Flügelhornist im Hintertreffen zum überlauten Orchester.
Das Konzert hatte eine angenehme Länge von zweieinhalb Stunden; und dies inklusive Pause und Zugaben. Letztere waren wiederum für Überraschungen gut; dies in Form von Ernst Tochs bekanntem
Sprechchor „Fuge aus der Geographie“ von 1930 und einem „Gospel Tune“, erneut mit vielen Solo-Einzelleistungen.
Nicht genug würdigen kann man die ausgezeichnete und umsichtige Leistung des Chefdirigenten Niki Wüthrich und der Vizedirigentin Tanja Nussbaum-Isker.
Galakonzert: 23.11.2019, Theater Spirgarten Zürich
© Daniel Willi, Kultur-Journalist